Regina Magdalena Smrcka
Wenn ich als Journalistin Texte verfasse, bin ich vor allem drei Qualitätskriterien verpflichtet, der Wahrheit, Objektivität und Verwendung glaubwürdiger Quellen. Das heißt, ich hole mir vor allem dort Informationsmaterial, wo ich davon ausgehen kann, dass dieses geprüft wurde und diese Anforderungen erfüllt.
In meinem Fall sind das die APA und Statistik Austria, aber auch Webseiten von Berufs- oder Bundesverbänden sowie anerkannten Vereinen. Neben dem persönlichen Interview sind jedoch auch Presseveranstaltungen- und Aussendungen sowie Rezensionsexemplare von Verlagen eine gute Möglichkeit, sich ins Thema einzulesen. Möchten Sie regelmäßig Informationen zu bestimmten Sachverhalten zugesandt bekommen, bietet das OTS-MAILABO eine gute, kostenlose Möglichkeit dazu.
Auch in meiner Rolle als PR- und Werbetexterin orientiere ich mich an Webseiten, die seriöse Inhalte bieten und gut recherchiert sind. Bei den Kinderseiten zum Thema Natur ist das z. B. die Webseite „NABU – Naturschutzbund Deutschland“ oder Informationsmaterial der „Österreichischen Bundesforste“, das kostenlos angefordert werden kann.
Die Verwendung von künstlicher Intelligenz wird gerade hitzig diskutiert, das Programm ChatGPT ist dabei in aller Munde. Doch kaum jemand ist sich dessen bewusst, dass die eigentlichen Quellen – auf denen ChatGPT basiert – nicht mehr aktuell sind. Auch haben wir keinerlei Kontrolle darüber, welche Informationen tatsächlich in das Programm einflossen und welche nicht.
Fragt man die künstliche Intelligenz selbst, antwortet sie „Nein, ich habe keinen direkten Zugriff auf das Internet. Meine Informationen basieren auf einem vordefinierten Wissensstand bis Januar 2022. Mein Wissen basiert auf einer breiten Palette von Quellen, darunter Bücher, wissenschaftliche Artikel, Websites, Nachrichten und vieles mehr. Die genauen Quellen, aus denen meine Informationen stammen, sind mir jedoch nicht bekannt. Mein Wissen wurde aus dem Textmaterial generiert, das im Internet verfügbar ist, bevor mein Trainingsdatensatz im Januar 2022 erstellt wurde.“
ChatGPT ist somit auf einem Wissenstand bis einschließlich Jänner 2022. Genau darauf beruht das öfter zitierte lustige Phänomen, dass die künstliche Intelligenz nicht vom Tod der Queen Bescheid weiß. Gerade in unserer schnelllebigen Welt geben blindes Vertrauen auf nicht nachvollziehbare und veraltete Informationen zu denken.
Im KI-Webinar vom 31. Mai 2023 der Wirtschaftskammer Österreich zum Thema „Praxisorientierte KI-Lösungen. ChatGPT nutzen“ gab der Vortragende offen zu, dass die künstliche Intelligenz teilweise Inhalte erfindet. Anfragen und Kommentare der TeilnehmerInnen wurden im Chat Verlauf des Webinars vom KI-Tool „Anthropic Claude 2“ anonymisiert analysiert und beantwortet. Die Antwort der künstlichen Intelligenz auf die Frage, ob Fakten von erfundenem Text unterschieden werden können, lautete: „Schwierig, da ChatGPT auch falsche Informationen sehr überzeugend präsentieren kann. Kopieren einzelner Abschnitte zur Überprüfung könnte helfen.“.
ChatGPT erlaubt mir zwar selbst recherchierten Text von seriösen Quellen einzugeben, orientiert sich jedoch von der Schreibweise her an den öffentlich zur Verfügung stehenden Vorlagen. Wir erhalten einen perfekt geschriebenen sachlichen Text, wie z. B. ein Rezept, die Beschreibung einer Immobilie oder einen Vertrag, der sich an die klassische Art und Weise hält, wie diese Textsorten geschrieben werden. Auch die Zielgruppe wird korrekt angesprochen, so kann ich z. B. eingeben, der Text soll mit vielen Fremdwörtern oder für Kinder geschrieben werden.
Die individuelle Sprache sowie der kreative Einsatz von Wörtern gehen dabei jedoch verloren. Dies äußerst sich in einem sehr oberflächigen Sprachstil mit vielen Wortwiederholungen. Vor allem wenn es um persönliche Erfahrungen oder emphatische Texte geht, ist KI das falsche Instrument.
Es gibt kein Urheberrecht für Texte, welche von künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Weder für den Anwender noch für den Anbieter. Letztendlich bin ich, sobald ich einen Text veröffentliche – auch wenn er von KI geschrieben wurde – rechtlich dafür verantwortlich. Ohne jedoch die Sicherheit zu haben, dass der Text die korrekten Quellen verwendet hat oder plagiatsfrei ist. Diesbezüglich wird empfohlen, beim KI-Anbieter nachzufragen oder diese selbst auf Plagiate zu prüfen, so der Tenor im KI-Webinar vom 26. Juli 2023 der Wirtschaftskammer Österreich.
ChatGPT selbst sagt dazu: „Ich bin ein Computerprogramm, entwickelt von OpenAI, und ich erstelle Texte auf Grundlage der Anfragen und Informationen, die mir von den Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Die Verantwortung für den erstellten Text liegt bei den Nutzern, die meine Antworten verwenden und die Informationen in angemessener Weise interpretieren und überprüfen sollten, insbesondere in beruflichen oder kritischen Kontexten. Ich selbst habe keine persönliche Verantwortung oder Absicht in Bezug auf die erstellten Texte.“
Open AI nutzt zum Trainieren freie Texte sowie Dateneingaben, die selbst eingegeben werden. Dies ist z. B. die Standardeinrichtung bei ChatGPT. Vorsicht ist dabei geboten, wenn es um Verträge, eine Kalkulationsbasis, neue Produkte, Zahlen bei Geschäftsberichten oder Kennwörter geht. Werden diese in ChatGPT eingegeben mit dem Auftrag, diese mit ähnlichen Inhalten zu vergleichen und einen Textvorschlag zu geben, können Fremde an firmeninterne, öffentlich nicht zugängliche Informationen gelangen.
Auch ist es bei der kostenlosen Variante nicht möglich, einen Auftragsverarbeitungsvertrag abzuschließen. Eine Schutzeinstellung wäre z. B. eine Deaktivierung der Chat Historie oder ein Output per Formular. Beim kostenpflichtigen API-Zugriff dagegen ist keine Datennutzung zum Trainieren der KI vorgesehen und der Abschluss eines Auftragsverarbeitungsvertrages möglich, so Gerhard Stockinger im KI-Webinar vom 31. Mai 2023 der Wirtschaftskammer Österreichs.